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Geschichte

Das Wappen der Gemeinde

Wobbenbüll hat ein “erzählendes Wappen. Es hat ein goldenes und ein grünes Feld.
Gold steht für die Geest, sie ist das Ergebnis der letzten beiden Eiszeiten. Grün steht für die Marsch, sie entstand durch Ablagerungen in der Nordsee. Im goldenen Feld steht das Deichgrafenhaus “Ibenshof”. Es gehörte vermutlich dem Bauern, Chronisten und Kartographen Iven Knutzen (1531/32-1612). Hier wurde auch 1798 der weltweit bekannte Revolutionär, Schriftsteller und Maler Harro Harring geboren. Die Marsch liegt ohne Deichschutz im Süden des Dorfes. Bei hohen Wasserständen wird sie schnell überflutet. Das wird durch die silbernen Wellen gekennzeichnet. Die überflutete Marsch wird auch als “Salze Gräsung” bezeichnet. Das sind Salzwiesen.

Die gleiche Symbolik ist in ähnlicher Form auch auf der offiziellen Flagge der Gemeinde Wobbenbüll zu sehen.

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Wie Wobbenbüll besiedelt wurde

Wobbenbüll wurde durch die von Westen kommenden Friesen besiedelt. Sie trafen auf die “Uthlande”, flaches, von Wasserläufen zergliedertes Land, das den Gezeiten unterworfen war. Es gab noch keine Deiche. Den einzigen Schutz vor der Flut boten künstlich aufgeworfene Hügel, “Warften”, auf denen man seine Häuser baute und das Vieh bei Gefahr zusammenholte. Man vermutet, dass die Siedlung Wobbenbüll ursprünglich in den “Uthlanden” lag. 1362 wurden die “Uthlande” durch eine gewaltige Sturmflut zerstört. Tausende von Menschen und Tieren verloren ihr Leben. Das sagenhafte “Rungholt” ging unter. Überlebende des “alten” Wobbenbüll, das in einer einzigen Nacht fortgespült worden war, sammelten sich am sicheren Geestrand, wo Wobbenbüll heute noch liegt.

1438 wird Wobbenbüll erstmals im Hauspfennigregister der Südergoesharde erwähnt. Es waren zwanzig Höfe, deren Besitzer ihre Abgaben an den König leisten mussten.
Der Siedlungsraum des heutigen Wobbenbüll geht über den von 1438 nicht wesentlich hinaus. Von den zwanzig Höfen existieren noch etwa die Hälfte. Vier werden noch bewirtschaftet.

Die zweite große Flut 1634 zerstörte die damalige Insel Strand. Es entstanden Nordstrand, Pellworm und Nordstrandischmoor.

Der Name Wobbenbüll dürfte auch friesisch sein und auf dem Personenname “Wobbe” beruhen, also Wobbenbüll = Siedlung des “Wobbe”.

Auf der Karte (rechts) finden sich Fundstellen alter Wasserstellen (Brunnen) vor dem früheren Außendeich, die Hinweise darauf geben könnten,wo sich die ersten Siedlungen befunden haben könnten.

Der Wobbenbüller Schacht

Einschneidende Veränderungen begannen für Wobbenbüll im Sommer 1933 mit dem Dammbau nach Nordstrand. Denn für dieses Bauvorhaben wurde viel Erde benötigt.
So waren zwei Jahre lang 650 Arbeiter damit beschäftigt, insgesamt 650.000 m³ Erde abzugraben.

Es wurde ein etwa 36 Hektar großes Loch gegraben, das man heute noch „Schacht“ nennt. Während der Bauarbeiten wurde 1933 vor dieser eindrucksvollen Kulisse der Film „Der Schimmelreiter“ nach der gleichnamigen Novelle von Theodor Storm gedreht.

1935 waren die Bauarbeiten abgeschlossen, der Nordstrander Damm fertiggestellt. Ein Geestrücken war somit von der Landkarte verschwunden. Im Jahre 1949 begann man damit, den Wobbenbüller „Schacht“ zu besiedeln. Im November bezogen acht Siedlerfamilien ihre Häuser.

1986 begann man damit Biotope anzulegen. Innerhalb der Dorfgemeinschaft sollten Lebensräume und Rückzugsgebiete für die heimische Pflanzen- und Tierwelt geschaffen werden

Bekannte Persönlichkeiten aus Wobbenbüll

Iven Knutzen

geboren 1531/32, gestorben 3.7.1612 in Husum, begraben in Hattstedt.

Iven Knutzen war Bauer, Chronist und Kartograph. Seit 1565 ist er mehrfach in den Rechnungen der Kirche Hattstedt, Nordfriesland, bezeugt. Er war in dem zum Kirchspiel Hattstedt gehörigen Dorfe Wobbenbüll ansässig, zog aber anscheinend im Alter zu seiner Tochter Catharina Oselings in die Husumer Neustadt, wo er 1612 starb; begraben wurde er jedoch in Hattstedt. Er spricht in der Widmung seiner “Korten Vortekinge” von sich selbst als “einem Hußmanne, de in der Wolredenheit nicht woll studieret unde geövet” war, demnach selbstständiger Bauer. Eine Universität hat er gewiss nicht besucht, doch war er sichtlich nicht ohne Schulung im Umgang mit der Sprache und mit schriftlichen Quellen. Knutzens chronistische Arbeiten sind jedenfalls in Sprache, Darstellung und Inhalt niemals unbeholfen wie etwa die Aufzeichnungen seines Alters- und Standesgenossen Carsten Schröder. Er war vermutlich recht wohlhabend, denn er gehörte zu denjenigen, die 1584 die Erneuerung der Hattstedter Kirche trugen, und stiftete ihr auch ein Legat von 30 Mark Lübsch.

Knutzens 1588 verfasste „Korte Vortekinge“, ein Bericht über die Eindeichungen im Gebiet zwischen der ehemaligen Insel Eiderstedt, der Landschaft Stapelholm und Husum, ist, wie die Zahl der Abschriften zeigt, im 17. und 18. Jh. sehr geschätzt worden und hat bis in die Gegenwart ihren Quellenwert behalten.

Aus älteren Erwähnungen wusste man, dass Knutzen außerdem eine Chronik von Eiderstedt verfasst hat, kannte sie aber nur in einer späteren Bearbeitung mit Zusätzen von Meves Ovens aus Witzwort und verschiedenen Husumer Pastoren. Soweit die aus dieser Bearbeitung bisher mitgeteilten Bruchstücke  ein Urteil zulassen, ist diese Arbeit identisch mit der Chronik „Etzliche olde denckwerdige Geschichten, so sick  in dem berömeden Lande Eyderstede, Lundenberger Harde, und anderer orten thogedragen“, die in den bekannten Handschriften zusammen mit Knutzens „Korter Vortekinge“ und einem Auszug aus der Chronik des Meves Ovens überliefert ist.

Knutzen hat nicht den gelehrten Ehrgeiz von Peter Sax und Anton Heimreich, ist daher auch frei von deren Hang zu kritiklosen Spekulationen über Vorgeschichte und Großtaten der Friesen. Seine Darstellungsweise ist sachlich, wie es der Gattung der Chronik entspricht, obwohl Einleitung und Schluss der „Korten Vortekinge“ zeigen, dass er die Geschichte im Sinne der lutherischen Theologie sieht: Der Wohlstand der Köge ist dem Segen Gottes zu verdanken und nur durch Bußfertigkeit zu erhalten; Sturmfluten hingegen sind Strafen für menschlichen Hochmut. Knutzen hält es daher für eine Erfahrungstatsache, dass Gott Nordfriesland etwa alle 40 Jahre „mit einer groten floth wegen der Sünde heimgesocht und gestraffet“ habe – eine Ansicht, die Heimreich sich zu eigen macht, während Matthias Boetius die theologische Begründung durch eine Darstellung der natürlichen Ursachen zu ersetzen versucht.

Vermutlich lebte Iven Knutzen auf dem “Ibenshof”, der dann nach ihm benannt wurde.

Harro Harring

“Harro Harring von Ibenshof ist wohl die auffälligste Persönlichkeit, die Wobbenbüll hervorgebracht hat. Dieser “Odysseus der Freiheit”, wie Biographen ihn nannten, war zeit seines Lebens stolz auf die friesische Heimat”.

Am 28. August 1798 - am selbigen Tage, an welchem Goethe seinen Geburtstag feierte - ward ich auf dem Gute Ibenshof geboren. Ibenshof lag eine Stunde nördlich von Husum unmittelbar an der Scheidung der sogenannten Friesischen Marsch und der sogenannten Geest.” So berichtet Harro Harring selbst in seinen Kindheitserinnerungen über die Heimat. Harring lebte ein bewegtes Leben. Nach dem Tod des Vaters geriet die vormalige Deichgrafenfamilie in Not. Der junge Harro wurde Schreiber auf dem Zollamt in Husum. Nächste Station auf seinem Weg war 1817 die Kopenhagener Kunstakademie, zwei Jahre später nahm Harring in Dresden Kontakt zum radikalen Flügel der Burschenschaft auf. Seine sich immer weiter festigenden Überzeugungen von der Freiheit und der Notwendigkeit, die bestehenden monarchischen Herrschaftsverhältnisse auf revolutionärem Weg zu ändern, manifestierten sich 1821/22 in der Teilnahme am Freiheitskampf der Griechen gegen die türkische Herrschaft und in der Mitwirkung am polnischen Freiheitskrieg 1828 bis 1830.

Von nun an stand Harro Harring stets in vorderster Linie der europäischen bürgerlichen Freiheitsbewegung. Durch revolutionäre Schriften, vor allem Gedichte, durch journalistische Tätigkeit und durch zahlreiche Reisen, die den Revolutionär oft genug an die Brennpunkte des politischen Geschehens führten, wirkte er an den demokratischen Entwicklungen des bewegten 19. Jahrhunderts mit. Bis nach New York und Rio de Janeiro führte ihn sein Weg.

Auf dem Hambacher Fest von 1832, der größten Demonstration der deutschen Demokraten in jenen Jahren, verweigerte man Harring die Wahl in einem geplanten deutschen Nationalkonvent, da er als Schleswiger dänischer Untertan sei. Darüber verbittert wandte Harro Harring sein Engagement Skandinavien zu.

Seine nationale Heimatlosigkeit erfuhr am 23. Juli 1848 einen Höhepunkt. Die nationale Begeisterung des Revolutionsjahres hatte auch Nordfriesland erreicht; an jenem Tag fand in Bredstedt eine große politische Versammlung statt. Harro Harring, nach langen Jahren in seine friesische Heimat zurückgekehrt, rief zur Gründung einer nordfriesischen Republik auf. Bei den in ihrer Mehrheit deutschnational bzw. schleswig-holsteinisch gesinnten Zuhörern traf dieser Vorschlag zu Harrings abermaliger Enttäuschung auf wenig Gegenliebe.

Rastlos und kompromisslos zeigte sich Harro Harring im Eintreten für seine Vorstellung von Demokratie. Dass er in diesem Kampf mehr Niederlagen und Rückschläge als Siege und Erfolge erlebte, mindert nicht Harrings Bedeutung für die demokratische Bewegung in Deutschland, Europa und darüber hinaus. Sein vielgestaltiger und letztlich tragischer Weg endete im Jahr 1870 auf der Kanalinsel Jersey, wo der nordfriesische Revolutionär für seine letzten Lebensjahre Asyl gefunden hatte. Harro Harring starb durch eigene Hand am 15. Mai 1870.

Die Insel Jersey setzte ihm ein würdiges Denkmal:

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